Ziegenbock-Tipps

Die beträchtliche Kraft und der strenge Geruch schrecken leider Ziegenhalter oftmals ab, einen Ziegenbock in der Herde aufzunehmen. Sie behelfen sich mit einer künstlichen Besamung oder verzichten gar ganz auf die Zucht. Wir haben nachfolgend einige Tipps zur Ziegenbock-Haltung zusammengestellt.

Der intensive Geruch stammt aus den Hautdrüsen am Hornansatz des Bockes. Der Geruchstoff setzt sich überall leicht fest und lässt sich nur schwer entfernen. Ein häufiges Waschen der Böcke hilft wenig. Diese Liebesmühe kann man sich sparen.

Es gilt, sich mit der Geruchsentwicklung zu arrangieren oder die Horndrüsen entfernen zu lassen. Diese können ausgeätzt, ausgebrannt oder operativ beseitigt werden. Häufig verliert sich der scharfe Geruch dann vollständig oder wird zumindest gemindert. Allerdings ist auch von Fällen zu lesen, bei denen die Wirkung praktisch völlig ausblieb.

In der Nähe des Melkstandes haben Ziegenböcke nichts zu suchen, damit die Milch nicht den Bockgeruch aufnimmt. Im direkten Umgang (z.B. zum Klauenschneiden) ist eine spezielle Arbeitskleidung zu wählen, die nicht gleichzeitig zum Melken verwendet wird.

Einzelne Ziegenböcke können auf der Weide mit den weiblichen Tieren mitlaufen. Sie sollten jedoch im Stall getrennt von den Ziegen gehalten werden, um Unruhe zu vermeiden. Zum Seelenfrieden des Bockes muss aber der Sichtkontakt zu den Ziegen stets sichergestellt sein. Wenn mehrere Böcke vorhanden sind, empfiehlt sich die getrennte Bildung von Bockgruppen auf der Weide und im Stall. Diese Trennung entspricht der arteigenen Verhaltensweise der Tiere.

Um zu einer brünstigen Ziege zu gelangen, können Ziegenböcke erstaunliche Hindernisse überwinden. Einer robusten Einzäunung ist deshalb bei der Bockhaltung besondere Beachtung zu schenken.

Ziegenböcke sind keine Streicheltiere. Daran sind gerade die Jungtiere von Anfang an zu gewöhnen. Wer auf ein Kraulen oder Tätscheln nicht ganz verzichten will, sollte dies am Brust- oder Schulterbereich tun, niemals jedoch am Kopf.

Böcke können namentlich in der Deckzeit aggressiv reagieren und müssen deshalb stets gut im Auge gehalten werden. Körperliche Konfrontationen sind im Interesse beider Seiten zu vermeiden. Wenn es trotzdem zu einem Angriffsversuch kommen, hilft meist ein lautes Ausrufen. Sollte dies nicht genügen, bildet eine "Dusche" in der Regel eine wirkungsvolle Abwehrform. Es ist deshalb zu empfehlen, in der heissen Phase eine Wasserpistole oder einen Wassereimer in Griffnähe zu halten. Sogar das Anspucken kann zur Not die Angriffslust dämpfen.

Die Paarungsbereitschaft der Böcke zeigt sich insbesondere durch das sog. „Maulharnen“. Sie bespritzen sich mit Urin im Kopf-, Brust- und Beinbereich und werden somit nach und nach zu gelblich-klebrigen Kerlen. Der Urin zersetzt sich rasch und verstärkt damit den Geschlechtsgeruch, der durch die Haarbalgdüsen hinter dem Hornansatz produziert wird. Mit dem Verhalten soll offenbar die Damenwelt beeindruckt und deren Brunst verstärken werden. Indem die Böcke ihren Kopf an den Ziegen reiben, werden diese gleichzeitig als ihnen zugehörig gekennzeichnet.

Unter den Ziegenzüchtern ist umstritten, ob eine Reinigung, z.B. mit Schmierseifenwasser oder Shampoo, zweckmässig ist. Christian Gall empfiehlt in seinem Standardwerk „Ziegenzucht“ (vgl. Ziegenliteratur) eine regelmässige Reinigung bei intensiven Maulharnern, damit keine Hautentzündungen entstehen. Nach dem Waschen sollen Haut und Haar gemäss Gall mit Hautöl oder Pomade geschützt werden, ansonsten durch das Entfernen des natürlichen Hautfettes die Gefahr einer Hautentzündungen noch verstärkt wird.

Die Ziegen zeigen sich gegenüber dem Bock stets interessiert, weichen ihm aber ausserhalb der Brunst aus. Erst wenn der Höhepunkt der Brunst da ist, bleibt die Ziege bei den Aufsprungversuchen des Bockes stehen. Die Begattung selbst ist ein sehr kurzer Vorgang. Nach einer Suchbewegung erfolgt ein heftiger Nachstoss mit der Samenablage, bei dem sich der Bock hoch aufrichtet. Auf diesen charakteristischen Nachstoss ist besonders dann zu achten, wenn der Bock nicht mit der Herde mitläuft, sondern für die Begattung speziell zugeführt wird ("Sprung aus der Hand"). Diesbezüglich besondere Aufmerksamkeit bedürfen vor allem Jung- und Altböcke, damit es nicht zu Scheinbegattungen kommt.

In der Deckzeit hat der Bock einen hohen Flüssigkeitsbedarf. Es ist deshalb immer genügend Wasser zum Trinken zur Verfügung zu stellen. Verschiedentlich wird in dieser Zeit auch die Abgabe von Kraftfutter empfohlen, damit der Bock bei Kräften bleibt. Ansonsten gelten Böcke als genügsame Futterverzehrer.

Wenn nur ein Ziegenbock vorhanden ist und die herangezüchteten Tiere in der Herde bleiben sollen, muss der Bock regelmässig ausgewechselt werden, um Inzucht zu vermeiden. Mit zwei oder gar mehreren Ziegenböcken kann der Austausch hinausgezögert werden. Allerdings bedarf es hierzu einer genügend grossen Herde.

Ein Bock reicht für 30 bis 40 weibliche Tiere aus. Es dürfen auch weniger sein. Mit einer Handvoll Ziegen ist ein Bock hingegen nicht genügend ausgelastet. Hier empfiehlt sich der Bocktausch mit anderen Betrieben in der Nähe, die ebenfalls über gesunde, CAE-freie Tiere verfügen.

Wer keine Zucht betreiben will, muss sich bei Bocklämmern bald entscheiden, ob sie geschlachtet oder kastriert werden sollen. Denn Kastrationen sollten möglichst früh durchgeführt werden, idealerweise in den ersten zwei Lebenswochen bzw. zumindest in den ersten vier Lebenswochen. Je älter die Tiere sind, desto schmerzhafter ist der Eingriff. Auch wenn das Tierschutzgesetz gewisse Ausnahmen zulässt, sollten Kastrationen nur durch einen Tierarzt und mit Betäubung durchgeführt werden.