Fragen für Anfänger

Ziegen sind ebenso nützliche wie faszinierende Tiere. Wer dies festgestellt hat, möchte oftmals gerne selber mit der Ziegenhaltung beginnen. Dies sollte jedoch gut überlegt sein. Unter überhasteten Entscheiden leiden vor allem die Ziegen, die nicht tiergerecht gehalten werden können oder rasch wieder weggeben werden müssen.


Zu folgende Fragen sollten sich angehende Ziegenhalterinnen und Ziegenhalter Rechenschaft ablegen:


Habe ich genügend Zeit?

Im Durchschnitt sollte auch bei einer sehr kleinen Anzahl Tiere mit einen Aufwand von mindestens einer Stunde pro Tag gerechnet werden (für Fütterung, Melken, Stallreinigung, Futterbeschaffung, Instandhaltungsarbeiten, etc. etc.). Vor allem muss die Betreuung täglich und auf Dauer gewährleistet werden können.
Zudem sollten Sie vorgängig klären, wer zu Ihren Ziegen schaut, wenn Sie in den Urlaub fahren wollen oder krank sind.
 

Habe ich das erforderliche Land?

Eine feste Grösse des Landbedarfs gibt es nicht. Ein ungefährer Richtwert liegt bei 1000qm pro Ziege. Soll das Bei- und Winterfutter selber produziert werden, verdoppelt sich dieser Wert. Je weniger Land vorhanden ist, desto mehr Futter muss zugekauft werden (Kosten!). Einige Aren sollten es aber für die nötige Bewegungsfreiheit der Tiere auf jeden Fall sein.
Gleichzeitig ist auch das handwerkliche Geschick nötig, einen tiergerechten Stall und gute Zäune zu erstellen. Eine Plache als Unterstand und ein Palisadenzaun aus dem Baumarkt genügen nicht! Wer nicht über die Fertigkeiten verfügt, sollte die Möglichkeit haben, eine externe Herstellung zu finanzieren.


Woher bekomme ich das Futter?

Eine Wiese zum Abgrasen reicht nicht! Wer das Grundfutter (Heu, Haferstroh) und den Einstreu (Stroh) nicht oder nicht vollständig selber produzieren kann, sollte mit einem Lieferanten (z.B. einem Bauerbetrieb in der Nähe) vorgängig einen Vereinbarung über die entsprechenden Lieferungen treffen. Alleine die Gesamtheumenge beträgt pro Jahr und Ziege rund 500kg. Dazu kommt in der Regel das Haferstroh als Einstreu.
 

Erlauben die Behörden einen Ziegenstall?

Diese Frage stellt sich vor allem in Wohngebieten. Für den Bau eines Ziegenstalls oder der Umnutzung eines bestehenden Gebäudes bedarf es einer Baubewilligung. Nach neuem Tierschutzgesetz muss der Ziegenhalter zudem - je nach Anzahl Tiere - besondere Anforderungen erfüllen (vgl. Ausbildung für Ziegenhalter).
Es lohnt sich auch, das Einverständnis der Nachbarn einzuholen, um sich nachträgliche Zwistigkeiten zu ersparen (z.B. wenn die Ziegen mal Krach machen oder – trotz aller Vorsicht – in Nachbars Garten entwischen).
 

Will ich züchten?

Für die Zucht benötigen Sie einen Ziegenbock. Ohne Bock gibt es weder Nachwuchs noch (auf längere Zeit) Milch. Im Idealfall befindet sich ein Bock der selben Rasse im näheren Umkreis, der für die Deckung ausgeliehen werden kann. Wenn Sie einen eigenen Bock haben wollen, benötigen Sie Geduld und geruchstolerante Nachbarn. Zudem kann es bei fehlendem Bock-Wechsel zu Inzuchtproblemen kommen (zu den Besonderheiten der Ziegenbock-Haltung vgl. Ziegenbock-Tipps).
Gerade bei Jungböcken und bei nicht rassenreinen Jungziegen ist es teilweise schwierig, die Lämmer zu verkaufen. Sie müssten sich deshalb auch mit dem Gedanken des Schlachtens der Tiere anfreunden. Wo befindet sich der nächste Metzger, der Hausschlachtungen ermöglicht oder wenigstens längere Transporte zum Schlachthof vermeiden hilft? Auch diese Fragen gilt es vorgängig zu klären.